Deutscher Orden / Deutscher Orden im Elm
1221 schenkte Heinrich, der Bruder des welfischen Kaisers Otto IV., sächsischer Herzog und zugleich Pfalzgraf bei Rhein, dem Deutschen Orden die Elmsburg: Burgkirche samt Zubehör, Wirtschafts- und Wohngebäude sowie Ländereien. Zu dieser Zeit waren beim Hochadel Schenkungen an Ritterorden angesagt, denn diese sorgten für Ansehen und familäres Seelenheil.
Unter Leitung eines Komturs entstehen in der darauf folgenden Zeit eine Kommende, eine Gemeinschaft von Ritter- und Priesterbrüdern sowie ein agrarischer Wirtschaftshof. Der umliegende Adel mehrt den Ordensbesitz mit weiteren Land- und Waldschenkungen. Strenge religiöse Übungen, Land- und Forstwirtschaft, Gewährung von Gastfreundschaft für durchreisende Ordensleute und Armenfürsorge sind die wichtigsten Betätigungsfelder.
1262 ist mit Johannes von Wegeleben erstmals ein Komtur auf der Elmsburg überliefert. Rund 100 Jahre Ordensleben auf der Burg folgen. 1355 bis 1364 beschlagnahmt der Braunschweiger Herzog die Elmsburg. Davon erholt sich die Kommende nicht, die Ländereien werden der neuen Hauptniederlassung des Deutschen Ordens in Lucklum zugeschlagen.
Die Kommende in Lucklum wurde ab dem Ende des 13. Jahrhunderts Hauptniederlassung des Deutschen Ordens in der Elmregion. 1275 ist erstmals ein Komtur überliefert. Durch reiche herzogliche und kirchliche Schenkungen begünstigt etabliert sich hier im 14. Jahrhundert eines der wichtigsten wirtschaftlichen Zentren des Ordens im Reichsgebiet, das bis 1809 Bestand haben sollte.
Nachdem sich der Deutsche Orden auf der Elmsburg etabliert hatte, wurde ihm 1260 die mit Wällen befestigte Wasserburg Reitling übertragen. Die Burg war im Besitz des Bischofs von Halberstadt und lag dort, wo sich heute der Reiterhof und der große Teich unterhalb der Gastwirtschaft befinden. Schon kurze Zeit später wurde der Sitz der Kommende nach Lucklum verlegt und die Wasserburg zum Vorwerk. Nach der Trockenlegung der feuchten Wabe-Aue konnte im Tal Landwirtschaft betrieben werden. Zudem wurde die Wabe zu zahlreichen Fischteichen aufgestaut.
Hoch über dem Tal der Wabe sind die eindrucksvollen Überreste zweier vorgeschichtlicher Wallanlagen zu entdecken, im Norden die Krimmelburg und im Süden die Brunkelburg. In den Wällen der Krimmelburg liegt eine kleinere quadratische Befestigungsanlage mit einem Plateau von 25 x 25 m, das von einem 10 m breiten Graben und einem Wall umgeben ist und von den Ausgräbern „castrum“ genannt wurde. Sie fanden hier Dachziegel, Keramikscherben, Schieferplatten, Hufeisen, ein Schwertknauf und Eisennägel aus der Zeit um 1300. Die plausibelste Erklärung dafür ist, dass der Deutsche Orden kurz nach dem Erwerb der Reitlingsburg hier eine hoch gelegene Kontrollstation einrichtete, von der aus berittene und bewaffnete Einheiten das Umfeld überwachen und die wertvollen Acker-, Weide- und Teichflächen sowie den Wald vor unerlaubtem Zugriff schützen konnten.