Geschichte + Co / Kirche

Kirche

Die Kirche mit ihren verschiedenen Bauphasen steht im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses an der Elmsburg. Die Instand­setzung und Erhaltung der zum Teil 800 Jahre alten Fundamente und Überreste werden gezielt durch das LEADER-Projekt gefördert.

Erste wissenschaftliche Ausgrabung

Leitung: H.A. Schultz, Braunschweigisches Landesmuseum

Zeitraum: 1959 bis 1962

H.A. Schultz lässt in mehreren Grabungskampagnen von 1959 bis 1962 die Fundamente der Kirchenruine bis zur Basis freilegen. Dabei macht er mehrere Bauphasen aus, die er in einem Gesamtplan des Kirchengrundrisses festhält und dokumentiert.

Die erste Bauphase besteht ausschließlich aus Sandsteinen und wurde mit Kalkgipsmörtel aufgemauert. Der Grundriss ist T-förmig mit einer halbrunden Hauptapsis und zwei kleinen Nebenapsiden.

Die zweite Bauphase soll aus Elmkalkstein und Kalkmörtel aufgemauert sein. Schultz rekonstruiert ein rechteckiges Kirchenschiff mit einer halbrunden Hauptapsis. Der Grundriss ist in der Achse gegenüber dem älteren leicht nach Südosten gedreht. An der Südseite der Kirche legt Schultz acht Bestattungen frei, deren Grabgruben mit Steinen umstellt sind.

Nach den Ausgrabungen von Schultz werden die älteren Fundamente mit starker Baufolie abgedeckt und mit Erde überdeckt. Die Mauerzügen der jüngeren Kirche aus Kalkstein werden aufgemauert, teilweise mit Kalkmörtel und teilweise mit Zement. Diese sind im Laufe der Jahre stark verwittert und ausgebrochen, an vielen Stellen ließ sich kaum entscheiden, was mittelalterliches Originalmauerwerk und was spätere Ergänzung ist.

In den letzten Jahrzehnten war die Ruine weitgehend sich selbst überlassen. Moos und Gestrüpp eroberten die Fundamente und die losen Steine dienten als Spielplatz.

Neueste Ausgrabung

Leitung: Kreisarchäologie Helmstedt

Firma: Arcontor Projekt GmbH

Zeitraum: 2018 und 2019

Die Mauerzüge der Kirche sind zum dritten Mal vollständig aufgedeckt worden. Die erneute archäologische Untersuchung mit modernen Methoden soll ein tragfähiges Konzept für die Konservierung und die geplante Teilrekonstruktion der Ruine liefern. In einer sechswöchigen Grabungskampagne Mitte 2018 wurde zunächst die Osthälfte der Kirche untersucht. Hier sollten vor allem die Ergebnisse der Ausgrabung von Schultz hinsichtlich der Bauphasen überprüft werden. Parallel dazu und seit Frühjahr 2019 haben Ehrenamtliche der archäologischen Arbeitsgemeinschaft des Landkreises Helmstedt weitere Freilegungs- und Dokumentationsarbeiten vor allem in der westlichen Kirchenhälfte vorgenommen.

Erstmals konnte so die Grundlage für eine exakte tachymetrische Vermessung geschaffen und neue Grundrisspläne angefertigt werden. Zum Aufbau der Mauern und den Bauphasen der Kirche konnten zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden:

  1. Den beiden Bauphasen von Schultz lässt sich eine erste Bauphase voran stellen, in der die Kirche auf der Elmsburg eine kleine rechteckige Kapelle mit einer einfachen halbrunden Apsis war.
  2. Die erste Bauphase nach Schultz ist nun die zweite der neuen Ausgrabung. Für diese Kirche wurde die erste Kapelle zum großen Teil in den Grundriss einbezogen. Ansonsten konnte der Grundriss von Schultz weitgehend bestätigt werden. Es handelt sich um einen T-förmigen Bau aus einem Langhaus und zwei Seitenflügeln im Osten. Diese waren vermutlich gegen das Kirchenschiff mit Arkadenbögen abgetrennt. Lediglich die beiden kleinen Nebenapsiden ließen sich nicht bestätigen.
  3. Die Fundamente der ersten und zweiten Bauphase bestehen nahezu ausschließlich aus einem weichen Sandstein, der wahrscheinlich in einem Steinbruch bei Schliestedt gebrochen wurde.
  4. Die besten Parallelen findet ein solcher Grundriss in Kirchen aus Sachsen-Anhalt, Hessen und Franken, die in die Zeit nach 1000 in das 11. Jahrhundert nach Chr. datiert werden können.
  5. Das wenige Fundmaterial, das im Bereich der älteren Fundamente geborgen werden konnte, bestätigt eine Einordnung in die Zeit ab 1000 nach Chr. bis um 1150.
  6. Die dritte Bauphase schließlich entspricht der zweiten nach Schultz und konnte nahezu vollständig bestätigt werden. Lediglich im Bereich der Apsis und des Altars haben sich kleinere Abweichungen ergeben. Die Apsis hat einen gegenüber dem Halbkreis gestreckteren Bogen und der Altarblock kann nun freistehend in der Apsis rekonstruiert werden.
  7. Für den Bau der neuen Kirche sind die alten Sandsteinfundamente soweit es ging wieder verwendet worden. Da die jüngere Kirche etwas nach Südosten gedreht wurde, kam es dabei zu entsprechenden Abweichungen der Fluchten zwischen Fundament und Aufgehendem.
  8. Das Fundmaterial der dritten Phase gehört in die Zeit ab 1200 in das 13. Jahrhundert und legt nahe, dass die zugehörige Kirche in der Zeit nach der Übergabe an den deutschen Orden neu errichtet worden ist.